Eine aktuelle Studie aus den USA sorgt für Aufsehen: Brustimplantate könnten möglicherweise eine schützende Wirkung gegen Brustkrebs entfalten. Die Forscher um Ramsey Timmerman von der Northwestern University fanden Hinweise darauf, dass Brustimplantate eine lokale und systemische Immunantwort im Körper auslösen, die einer Art Krebsimmunüberwachung entspricht (Timmerman et al., 2025).
Ergebnisse der aktuellen Studie von Ramsey Timmerman zu Brustimplantaten und Brustkrebs.
Im Rahmen der Untersuchung wurden 188 Frauen in zwei Gruppen verglichen: Frauen ohne vorherige Brustimplantate und solche, die bereits Implantate trugen. Die Ergebnisse zeigten, dass Trägerinnen von Implantaten signifikant höhere Antikörperwerte gegen bestimmte Brustkrebseiweiße (z. B. MUC-1, Estrogenrezeptor-α und Mammaglobin-A) aufwiesen. Zudem zeigten Gewebeanalysen eine gesteigerte Aktivierung von B-Zellen und bestimmten T-Helferzellen, die für die Antikörperbildung verantwortlich sind.
Diese immunologischen Reaktionen könnten, so die Hypothese der Autoren, eine Art natürliche Abwehr gegen Brustkrebs darstellen. Bereits frühere epidemiologische Studien hatten darauf hingewiesen, dass Frauen mit Brustimplantaten ein niedrigeres Brustkrebsrisiko aufweisen als die Allgemeinbevölkerung (Noels et al., 2015).
Kritische Einordnung der Studienergebnisse.
Trotz der spannenden Ergebnisse muss betont werden: Die Studie liefert keine abschließenden Beweise dafür, dass Brustimplantate Brustkrebs verhindern. Die untersuchte Probandenzahl ist mit 188 Teilnehmerinnen relativ klein. Zudem fehlt bislang ein direkter Nachweis, dass die beobachtete Immunantwort tatsächlich das Krebsrisiko senkt. Auch die Langzeitfolgen sind unzureichend erforscht.
Die Autoren selbst räumen ein, dass weitere große und langfristige Studien notwendig sind, um diese Hypothese zu untermauern. Unklar bleibt auch, wie die beobachteten Immunreaktionen langfristig auf andere gesundheitliche Aspekte wirken könnten.
Brustimplantate können auch die Krebsfrüherkennung erschweren.
Der möglichen Schutzwirkung steht eine andere, bereits etablierte Sorge gegenüber: Brustimplantate können die Früherkennung von Brustkrebs erschweren. Eine im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Metaanalyse kommt zu dem Schluss, dass Implantate die Mammographiediagnostik deutlich beeinträchtigen können und so eine spätere Tumordiagnose begünstigen (Quelle).
Fazit: Brustimplantate als Chance und Herausforderung in der Brustkrebsforschung.
Die neuen Daten liefern interessante Hinweise darauf, dass Brustimplantate möglicherweise mehr tun als nur eine kosmetische Funktion zu erfüllen. Die Idee, dass die durch das Implantat ausgelöste Immunantwort eine Art zusätzlichen Schutz gegen Brustkrebs darstellen könnte, ist faszinierend und könnte in Zukunft neue Therapieansätze inspirieren. Doch bis dahin braucht es deutlich mehr Forschung, größere Probandenzahlen und langfristige Verlaufsstudien.
Für Frauen, die bereits Implantate tragen oder darüber nachdenken, bleibt es wichtig, die bekannten Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen und sich umfassend beraten zu lassen. Der medizinische Fortschritt ist auf einem spannenden Weg, aber noch lange nicht am Ziel.
Hier geht es zur Studie von Timmerman et. al., 2025
Häufige Fragen zu Brustimplantaten und Brustkrebs.
1. Können Brustimplantate vor Brustkrebs schützen?
Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Brustimplantate möglicherweise eine Immunantwort auslösen, die theoretisch einen gewissen Schutz vor Brustkrebs bieten könnte. Allerdings sind die bisherigen Daten begrenzt, und es gibt noch keinen eindeutigen Nachweis für diese Schutzwirkung.
2. Erhöhen Brustimplantate das Risiko für Brustkrebs?
Nach derzeitigem Stand erhöhen Brustimplantate das Brustkrebsrisiko nicht. Einige Studien sprechen sogar von einem leicht reduzierten Risiko. Allerdings können bestimmte seltene Krebsformen wie das BIA-ALCL (anaplastisches großzelliges Lymphom) mit Brustimplantaten in Zusammenhang stehen.
3. Erschweren Brustimplantate die Früherkennung von Brustkrebs?
Ja, Implantate können die Mammographie erschweren und die Sicht auf Brustgewebe teilweise verdecken. Dies kann dazu führen, dass Tumore später entdeckt werden. Spezielle Bildgebungsverfahren und erfahrene Radiologen können hier Abhilfe schaffen.
4. Gibt es langfristige Studien zur Schutzwirkung von Brustimplantaten?
Bisher gibt es nur wenige Langzeitstudien. Die aktuellen Erkenntnisse basieren meist auf kleineren Patientengruppen. Weitere Forschung ist notwendig, um einen möglichen Schutzmechanismus wissenschaftlich zu bestätigen.
5. Was sollten Frauen bei der Entscheidung für Brustimplantate beachten?
Neben den ästhetischen Aspekten sollten auch medizinische Risiken, mögliche Vorteile und die Einschränkungen bei der Krebsfrüherkennung ausführlich mit einem Facharzt (am besten mit einem Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und einem Gynäkologen / Urologen) besprochen werden.