Brustimplantate haben in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte in der plastischen Chirurgie ermöglicht. Vielmehr haben Brustimplantate Millionen von Menschen weltweit geholfen, ihre körperliche Erscheinung zu verändern. Trotz ihrer Beliebtheit und weit verbreiteten Anwendung gibt es jedoch eine Vielzahl von lokalen und systemischen Komplikationen (das sind Komplikationen, die entweder den ganzen Körper betreffen, oder sich auf mehrerer Organsysteme auswirken können), sowie Langzeitfolgen, die im Zusammenhang mit Brustimplantaten stehen könnten.
Eine der bekanntesten und besorgniserregendsten Komplikationen ist das Brustimplantat-assoziierte anaplastische Großzelllymphom (BIA-ALCL). Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Lymphsystems, die in Verbindung mit bestimmten Arten von Brustimplantaten auftreten kann. Obwohl BIA-ALCL eine seltene Erkrankung ist, hat sie die Aufmerksamkeit von Gesundheitsbehörden und medizinischen Fachleuten auf sich gezogen.
Zusätzlich wird auch die sogenannte Brustimplantat-Krankheit (BII) diskutiert, deren Symptome eine breite Palette von Beschwerden umfassen, von Gelenkschmerzen und Fieber bis hin zu kognitiven Dysfunktionen und chronischer Müdigkeit. Obwohl der genaue Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und BII noch nicht vollständig verstanden ist, haben Studien wie die von J. Kaplan und J.W. Cohen Tervaert einige Hinweise auf eine mögliche Verbindung geliefert.
Die Liste der bekannten Komplikationen nach einer Brustvergrößerung mit Silikonimplantaten ist lang und umfasst Infektionen, Schmerzen, Gel-Blutungen, Schwellungen und Risse innerhalb der Implantate, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus können auch systemische Symptome auftreten, darunter chronische Müdigkeit, Gelenkschmerzen und das Sicca-Syndrom, das durch Trockenheit und Brennen in den Augen, Mund und Haut gekennzeichnet ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das mögliche Auftreten eines Autoimmun-/Autoinflammationssyndroms durch Adjuvantien (ASIA) aufgrund von Silikonunverträglichkeitssyndrom und Brustimplantat-Krankheit. Diese Zusammenhänge sind jedoch Gegenstand weiterer Forschung.
Angesichts dieser potenziellen Risiken ist es entscheidend, dass Patienten vor einer Brustimplantat Operation gründlich über die Risiken und potenziellen Komplikationen informiert werden. Dazu gehört auch die Überprüfung des individuellen Immunsystems, Vorerkrankungen in der Familie, die sorgfältige Auswahl des Materials mit entsprechenden Zertifizierungen wie dem EU-Gütesiegel und der CE-Kennzeichnung sowie die Wahl eines qualifizierten Facharztes für Ästhetische und Plastische Chirurgie.
Zur Verbesserung der Sicherheit und Rückverfolgbarkeit von Brustimplantaten wurde das Implantateregister-Errichtungsgesetz (EIRD) eingeführt, das seit Mai 2021 verlangt, dass alle Brustimplantate zentral erfasst werden müssen. Seit dem Skandal des Französischen Brustimplantat Herstellers Poly Implants Protheses (PIP) längst überfällig…
Insgesamt sind Brustimplantate ein kontroverses Thema, das weiterhin eine gründliche Untersuchung und Aufklärung erfordert, um das Risiko von Komplikationen und unerwünschten Langzeitfolgen für die Patienten zu minimieren. Es ist wichtig, dass sowohl Patienten als auch Fachärzte der Ästhetischen und Plastischen Medizin über die potenziellen Risiken und die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich informiert sind.
Wünschenswert ist es, dass Ärztinnen und Ärzte sich ihre Patienten und ihre gesundheitliche Historie genauer anschauen und bei einer höherer Wahrscheinlichkeit von Langzeitfolgen von einer Brustoperation mit Implantaten abraten.
Quellen:
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Zentrum für Krebsregisterdaten, (2023). Non-Hodgkin Lymphome. Abgerufen am 04. März 2024. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Non-Hodgkin-Lymphome/non-hodgkin-lymphome_node.html
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Simon, V. (2011). Skandal um Brustimplantate in Frankreich – Geplatzter Schönheitstraum. Abgerufen am 29.02.2024. https://www.sueddeutsche.de/leben/skandal-um-brustimplantate-in-frankreich-geplatzter-schoenheitstraum-1.1240708